Unterschied zwischen Pilgern und Wallfahren 

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Pilgerung und einer Wallfahrt? Das Wort „pilgern“ kommt vom Lateinischen „pergere“ bzw. „per
agere“ und bedeutet ursprünglich „jenseits des Ackers“ oder „in der Fremde“.  Pilgern kann man daher mit „unterwegs sein“, „wandern“, „in der Fremde sein“ beschreiben. 
„Wallfahren“ stammt vom Begriff „wedeln“, hin- und herbewegen, oder auch vom Begriff „wandeln“ im übergeordnetem Sinne des Gehens. Also rein vom Ursprung der Bergriffe erkennt man keinen Unterschied. 
Aus meiner Erfahrung her, steht eine Wallfahrt und ein Pilgerweg nicht im Widerspruch zueinander. Ich möchte hier auch weder das Eine, noch das Andere präferieren. Für mich liegt der Unterschied in der Größe der Gruppe, in der Religiosität und in der Zielorientierung. Eine Wallfahrt wird meistens von einer Gemeinschaft (z. B. Pfarre) organisiert, daher ist es naheliegend sich mit mehreren Menschen auf den Weg zu machen und auch gegenseitig Verantwortung zu übernehmen. Am spanischen Jakobsweg trafen wir hingegen viele Pilgerinnen und Pilger, welche sich alleine auf die Reise machten. 
Zum Unterschied der Religiosität: der Hintergrund einer Wallfahrt ist meistens traditionell-religiös geprägt. Hingegen steht beim Pilgern meist die Spiritualität im Fokus. Wenn man sich die Statistik des Pilgerbüros in Santiago de Compostela genauer ansieht, geben nur 8% aller Pilgerinnen und Pilger als Motiv "nicht religös" an. Jedoch geben die Zahlen leider keinen reellen Wert ab, da man die "La Compostela" (Urkunde) nur dann bekommt, wenn man als Hauptgrund der Pilgerreise "aus religiösen Gründen" angibt. Die meisten Pilgerinnen und Pilger haben uns bei vielen Gesprächen andere Beweggründe erzählt. Um Schicksalsschläge zu verarbeiten, sich über wichtige Entscheidungen klar zu werden oder einfach sportliche Betätigung, sind nur einige Beispiele. Natürlich kann man diese Punkte auch mit religiösen Motiven verbinden, es steht mir auch nicht zu, hier jemanden etwas zu unterstellen. Es wäre nur sehr spannend, die Statistik zu kennen, falls alle mit ihren vollgestempelten Pilgerpässen eine La Compostela erhalten würden. Ich möchte diesen wichtigen Punkt jedoch nicht so enden lassen. Eines haben uns die vielen Begegnungen gezeigt, der Pilgerweg, lässt niemanden kalt und auch bei den bekennenden Agnostikern und Atheisten, hat sich etwas verändert! Außerdem ist es auch in einer Zeit nach der Aufklärung möglich, an Dinge zu glauben die man weder sehen noch messen kann. 
Glauben heißt: zuversichtlich vertrauen auf das, was man hofft, und fest überzeugt sein von Dingen, die man nicht sieht. Hebr 11,1
Der letzte Unterschied besteht für mich in der Zielorientierung. Schon Konfuzius sagte: "Der Weg ist das Ziel." Nicht alle Wallfahrten werden zu Fuß zurückgelegt. Natürlich ist es wichtig, für Personen - die aus gesundheitlichen oder auch aus zeitlichen Gründen - nicht hunderte Kilometer marschieren können, Wallfahrten mit Verkehrsmitteln anzubieten. Hier liegt das Ziel klar beim religiösen Ort. Wenn ich wieder von meinen persönlichen Eindrücken erzählen darf, war bei der Wallfahrt das gemeinsame Ankommen in Mariazell der Höhepunkt, hingegen verspürte ich sowohl  in Muxia (Spanien) als auch in Trondheim (Norwegen) bei meinen Ankunftsorten eine große Wehmut, dass dieser Weg nun zu Ende ist. 

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